Die Lernplattform
Die NICE Lernplattform wurde mit den Funktionen eines modernen Learning Management Systems (LMS) nach folgenden Kriterien aufgebaut:
-
Webbasierte und mobile Applikation: Nutzer können die Plattform zeit- und ortsunabhängig über webbasierte und mobile Anwendungen nutzen. Erste Auswertungen zeigen, dass mehr als 50% der Nutzer die mobile App verwenden.
-
Offene webbasierte Plattform: Jedes Zentrum kann die Plattform individuell gestalten und spitalübergreifend nutzen.
-
Strukturierte Lerneinheiten: Die Kurse sind in kleine Lerneinheiten unterteilt und mit modernen Lernressourcen, wie Videos und Übersichtsartikeln, verknüpft.
-
Flexible Lernpfade: Die einzelnen Lerneinheiten können unterschiedlich gegliedert und automatisch terminiert werden.
-
Selbsttestfragen: Nutzer erhalten ein direktes Feedback durch Selbsttestfragen.
-
Lernkontrolle durch Weiterbildner: Verschiedene Möglichkeiten der Lernkontrolle schaffen Verbindlichkeit.
-
Geringer Administrationsaufwand: Regelmäßige Wiederholung der vorgegebenen Lernpfade minimiert den Verwaltungsaufwand.
Diese Lernplattform wurde im Netzwerk etabliert und wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Das Flipped-Classroom-Konzept
In den Kursen, die gemäß dem Flipped-Classroom-Konzept aufgebaut sind, bereiten sich Auszubildende auf Weiterbildungen vor. Dabei nutzen sie verschiedene Lernressourcen wie Videos, wissenschaftliche Literatur und Standard Operating Procedures (SOP).
Wie funktioniert der Flipped-Classroom?
-
Wöchentliche Benachrichtigungen: Jeder Nutzer erhält bei Bedarf eine Push-Meldung auf seinem Mobilgerät, Tablet oder Kalender die den Kurs für seine Lernstufe in der entsprechenden Woche ankündigt.
-
Flexible Zugriffsmöglichkeiten: Nutzer können über die App (Mobilgerät/Tablet) oder einem Desktop-Computer (Web) zeit- und ortsunabhängig auf die Lernplattform zugreifen.
Online-Kursinhalte:
-
Nach einer kurzen Beschreibung der Lerninhalte gelangen die Nutzer zu den Lernressourcen.
-
Diese umfassen häufig Videos, SOPs oder einfache Übersichtsartikel zu verschiedenen Themen.
-
Nach der Bearbeitung (ca. 30-40 Minuten) stehen Selbsttestfragen zur Verfügung, um das Wissen zu vertiefen und bestimmte Inhalte gezielt hervorzuheben.
Weiterbildung vor Ort:
-
Hier liegt der Fokus auf der interaktiven Vertiefung und Anwendung der Lerninhalte.
-
Gemeinsame Fallbesprechungen, Übungen und Sonographien stehen im Vordergrund.
Vorteile des Flipped-Classroom Konzepts in der Intensivmedizin:
-
Ausgleich unterschiedlicher Vorwissen der Teilnehmer vor der Weiterbildung vor Ort.
-
Praktische Anwendung, Diskussion und Vertiefung der Lerninhalte im Kurs.
-
Berücksichtigung des Schichtbetriebs für abwesende Weiterzubildende.
Evidenz und Akzeptanz: Gemäß medizinischer Literatur wird der Flipped-Classroom immer häufiger angewendet, jedoch fehlt ein eindeutiger “Beweis” für seinen Nutzen (Pubmed). Unsere ersten Erfahrungen zeigen jedoch eine sehr hohe (freiwillige) Akzeptanz bei den Weiterzubildenden, trotz des zusätzlichen Aufwands durch die individuelle Vorbereitung.
Der Lernzielkatalog in der Intensivmedizin umfasst 101 Kompetenzen (SGI / CoBaTrICE). Besonders in den ersten Monaten ist es von zentraler Bedeutung den Assistenzärztinnen und Ärzten einen klaren Weg aufzuzeigen, wie sie sich rasch die notwendigen Kompetenzen aneignen können, um im Alltag eine gewisse Selbstständigkeit zu erlangen.
Für die einzelnen Curricula (auch als Lernpfade bezeichnet) wurden anhand der Diagnosehäufigkeiten auf den jeweiligen Intensivstationen spezifische Lernpläne definiert. Diese berücksichtigen die unterschiedlichen Stufen der ärztlichen Weiterbildung und sind auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten.
Ergänzend zu den auf Ärzte ausgerichteten Curricula wurde im Februar 2024 ein Lehrpfad zum Thema ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung) eingeführt. Dieser richtet sich an eine spezifische Zielgruppe.
Implementierung Lernplattform
Die Einführung des Flipped-Classroom-Konzepts stellt für viele Lehrende eine bedeutende Herausforderung dar und erfordert einen Kulturwandel. Basierend auf Erfahrungen hat sich folgendes Vorgehen als lohnenswert erwiesen:
-
Erste Information des gesamten Teams: Der Klinikleiter und der Weiterbildungsverantwortliche informieren das gesamte Team über das Flipped-Classroom-Konzept.
-
Befragungen der Weiterzubildenden: Etwa 3-1 Monate vor der Einführung wird eine Befragungen durchgeführt. Diese dienen sowohl der wissenschaftlichen Auswertung des Projekts, als auch dazu das Interesse der Weiterzubildenden am Konzept zu wecken.
-
Einführung und erste Weiterbildungen: Der Weiterbildungsverantwortliche führt die Einführung durch und leitet die ersten Weiterbildungen.
-
Faculty Development: Alle Kaderärzte nehmen an einem ca. 2-stündigen Faculty-Development teil. Dabei werden Inhalte zum Learning Management System sowie interaktive Methoden vermittelt. Ein externer Referent bringt zusätzliche Perspektiven ein.
-
Erneute Befragung der Weiterzubildenden: 6-12 Monate nach der Einführung erfolgt eine erneute Befragung. Diese dient der wissenschaftlichen Auswertung des Projekts.
Dieses strukturierte Vorgehen trägt dazu bei, den erfolgreichen Einsatz des Flipped-Classroom-Konzepts zu gewährleisten und kontinuierlich zu verbessern.